Frieden erkämpfen

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Bericht über den Runden Tisch im März 2025
von Kim Comer

Der Auftakt des Runden Tisches war der Lobpreis und die Bitte an unseren Herrn Jesus, dass unsere gemeinsame Zeit unter Seinem Segen stehen sollte. Für die wunderbare musikalische Gestaltung haben wir Mike Potts von „Österreich Lobt“ zu danken, der kurzfristig aber mit großem Elan eingesprungen war.

Den ersten inhaltlichen Impuls brachte Thomas Nauerth, Professor der Religionspädagogik an der Universität Osnabrück und langjährig Mitwirkender bei dem Internationalen Versöhnungsbund. Thomas hat auf inspirierende Weise über Geschichten aus dem Alten Testament referiert, bei denen drohende Gewalt durch geschickte und rechtzeitige Einsätze von entschärfenden Maßnahmen abgewendet werden konnte. Bemerkenswert war, wie oft bei diesen Erzählungen die Friedenstiftenden Frauen waren.

In Kleingruppen haben wir anhand von Fragebögen darüber diskutiert, wie leicht wir durch unsere Vorstellungen zu „Heldenhaftigkeit“ solche Versuche, Gewalt auszuweichen, übersehen oder sogar abwerten. Es wurde aber klar, dass Gott schon lange vor der Geburt Jesu das Friedenstiften für würdig und recht hielt.

Anschließend fuhr der Baptistenprediger Emanuel Wieser fort mit einem Einblick in die Aussagen über Frieden im Neuen Testament. Diese sind zahlreich und herausfordernd. Im Vordergrund stand die Klarheit und Kompromisslosigkeit der Aussagen von Jesus und den Aposteln.

In den Kleingruppen setzten wir uns unter anderem damit auseinander, wie wir mit der Tatsache umgehen, dass unser tatsächlicher Lebenswandel den hohen Ansprüchen des Evangeliums selten gerecht wird. Wir sprachen über die Gemeinde als Ort des Friedens und darüber, wie eine Kultur des friedlichen Miteinanders als Geschwister gefördert werden kann.

Im Plenum gab es auch eine Diskussion darüber, wie die frühen Christen mit dem Thema Militärdienst umgegangen sind, und Edi Geissler hat uns daran erinnert, wie stark sich die Einstellung zum Militärdienst unter Christen nach der konstantinischen Wende geändert hat.

Am Freitagabend haben dann einzelne Teilnehmer kurz über die Position zum Militärdienst unserer verschiedenen kirchlichen Traditionen berichtet: Kim Comer über die Mennoniten, die Hutterer und den Bruderhof, Dietrich Fisher-Dörl über die Baptisten, Hans-Peter Lang über die römisch-katholische Kirche und Oliver Fichtberger über die Siebenten-Tags-Adventisten. Letzteres war für viele Teilnehmer besonders interessant: Wenige von uns haben vorher wahrgenommen, wie stark einzelne Siebenten-Tags-Adventisten wegen ihres radikalen Pazifismus verfolgt wurden.

In den meisten (bei uns am RT vertretenen) Kirchen ist die aktuelle Position, dass der Zivildienst zwar geachtet und gefördert wird, dass es aber den einzelnen Mitgliedern überlassen wird, gemäß ihrem Gewissen zu entscheiden, ob sie Waffendienst leisten oder nicht. Der Austausch darüber ging dann in das gesellige Beisammensein über.

Nach dem Lobpreis am Samstag Morgen und einem inspirierenden geistlichen Impuls von Pastorin Nicole Dungl hörten wir das Hauptreferat am Samstagvormittag von Thomas Nauerth zum Thema Friedenspädagogik. Übernommen vom amerikanischen Friedentheologen Walter Wink nahm Thomas den Ausdruck „Mythos erlösender Gewalt“ zum Zentralbegriff seines Vortrags: Unsere Kultur und unser Weltbild sei von der Vorstellung geprägt, dass der rechtzeitige und umsichtige Einsatz von Gewalt das Böse abwenden könne. Dieses Motiv sei in religiös-mythologischen Traditionen tief verwurzelt und sei unabdingbarer Bestandteil der Kultur; man brauche nur an Heldenfilme und -literatur zu denken.

Demgegenüber stellte Thomas die These: „Nichts im Menschen ist notwendig auf Gewalt angelegt!“ Als Eltern und Erziehende würden wir niemals daran denken, unseren Kindern beizubringen, dass Gewalt ein angebrachtes Mittel der Konfliktlösung sei, ebenso wenig im Umgang Erwachsener mit unseren Mitmenschen. Nur auf der zwischenstaatlichen (und eben auf der mythologischen) Ebene wende sich diese Einstellung: Dort werde Krieg und Gewalt für angebracht oder gar unausweichlich betrachtet. Die realpolitische Tatsache sei aber hingegen, dass Militärgewalt selten wenn überhaupt eine positive Lösung des Ausgangskonflikts erreiche.

In seinem spannenden Referat und in den Kleingruppen setzen wir uns intensiv damit auseinander, wie wir eine Grundeinstellung zum friedlichen Handeln konsequent in unseren Gemeinden und in allen Lebensbereichen fördern können.

Wir spürten alle, dass diese Thematik angesichts der Weltlage höchst aktuell ist. Die Weltpolitik stand allerdings nicht im Vordergrund unserer Diskussionen, und die theologischen Fragen zum sog. „gerechten Krieg“ und zum Militärdienst für Christen blieben weitgehend offen. Durch die Impulse und die Gruppengespräche gingen wir aber alle mit Fragen und Ideen nach Hause, wie wir eine Kultur des Friedens in unseren Familien und Heimatgemeinden fördern können / sollen / müssen.

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